Müttersolidarität

Müttersolidarität:

Wir Eltern sollten zusammen halten, anstatt uns noch mehr Druck zu machen

Mir fehlt sie, die Müttersolidarität. Ein großes Wort, klingt etwas verstaubt und altbacken. Aber ein besseres fällt mir nicht ein. Bevor ich Mutter wurde, dachte ich, es gäbe sowas wie einen In-Club: man wird schwanger und gehört automatisch dazu. Oder so. Aber die Wahrheit ist die: es ist ein bisschen wie in der Schule. Nur noch schlimmer. Es gibt mehrere Cliquen, zu denen man gehören kann, wenn man sich an diverse Regeln hält.

Ich denke, jeder hat das Recht, auf seine eigene Weise Elternschaft zu leben. Aber das ist heutzutage ein seltenes Gut geworden. Oder war es jemals anders? Vermutlich gab es früher nicht so viele Optionen, es „richtig“ zu machen. Heute muss jede Mama mit einem immensen Druck klar kommen – da gibt es die Kurse, die Ratgeber, die Hebammen, die Schwiegermütter, die Freundinnen, die Nachbarn, die Fremden auf der Straße, und alle wissen es besser.
Ich hab jedenfalls so die Idee, dass es jede Mama und jeder Papa bestmöglich machen
möchte. Die meisten zumindest. Und wer einen Ratschlag benötigt, der fragt. Von sich aus. Warum denken denn die Menschen, dass es bei Eltern etwas anderes ist als in allen anderen Situationen? Sobald es um Kinder geht, wird sich eingemischt, als ob es hier um Leben oder Tod ginge. OH MEIN GOTT, IHR KIND HAT KEINE MÜTZE AUF, WISSEN SIE NICHT, DASS ES SICH ERKÄLTEN KANN?! Aber wegschauen, wenn ein Kind wirklich misshandelt wird? Da kommt keine wütende ältere Lady mit Gehstock und klärt entrüstet auf, aber wehe, du hast dein Baby in der Trage, da kriegst du Tipps ohne Ende.
Und die Mütter, die zerfleischen sich auch noch gegenseitig, als ob es von außen nicht schon schwer genug wäre. Dabei wäre es doch so schön, wenn man wirklich so einen In-Club hätte. Ihr wisst schon, was ich meine, oder? Man kommt zum Beispiel in die Krabbelgruppe, mit Augenringen und einem nöligen Kind, und die anderen nicken einem lächelnd und wissend zu, drücken einem einen Kaffee in die Hand und erzählen, wie schlecht sie letztens geschlafen haben. Oder sie nehmen einen einfach mal in den Arm, anstatt eine Runde Vorwürfe zu machen. Oder vergleichen die Kinder nicht die ganze Zeit, sondern sagen, wie schön es ist, dass die Kinder so einen Spaß miteinander haben. Oder eben da sind. Diese Mütter (und natürlich auch Väter) gibt es, und ich würde mir wünschen, dass jeder von euch so eine kennt. Denn sie sind echt Gold wert.

Katja Roesgen