Familie vor Sonnenuntergang am Meer

Na, wie war´s in den Ferien?

Die acht typischen Phasen des Familienurlaubs

PACKEN
Oh Gott, Packen für mich UND alle Kinder? Da kann ich ja lieber gleich in die Burnoutklinik gehen. Ich dachte beim Urlaub ginge es um Entspannung. Ist der Kühlschrank leer? Wisch ich jetzt nochmal durch, damit es schön ist, wenn wir wiederkommen? Haben wir alles dabei? Naja, im Notfall können wir auch vor Ort noch ne Taucherbrille kaufen…

ANREISEN
Sobald die Kinder angeschnallt im Auto, Flieger oder Bus sitzen möchten wir zusammenbrechen. Endlich geschafft. Endlich alles eingepackt und hinter uns gelassen. Der ­ganze Kopf matschig, aber vorfreudig. Urlaub, jetzt brauch ich Dich aber auch wirklich, wirklich. Und wer nicht mit dem Zug reist kann nochmal doppelt durchatmen, weil die Kinder durch den Anschnallgurt mal kurz nicht wegrennen können.

ANKOMMEN
Die Koffer sind die Treppen hochgehievt. Alles ist ungewohnt und neu. Und während man selbst sich am liebsten mit einem Wein in einen tiefen Schaukelstuhl setzen möchte, drehen die Kinder komplett auf. Können wir sofort zum Strand, Pool, Garten, Gehege – was auch immer der Ort bietet, an dem wir grad angekommen sind. Wann ist eigentlich zu-Bett-Geh-Zeit? Dabei schlafen wir entweder selbst mit ein. Oooooder schälen uns noch raus auf einen Drink, den wir am nächsten Tag natürlich bereuen, weil vor lauter Aufregung die Kinder natürlich um 5 Uhr am Bett rappeln.

TAG 1 – 3
Hatten wir den Urlaub nicht gebucht, um uns mal richtig entspannen zu können? ­Hiiiilfe! Alle stehen noch komplett unter Strom. Die Geschwister streiten, Mama und Papa ­streiten („Daaafür haben wir jetzt so viel Geld gezahlt? Damit die sich hier auch wieder nur die ­Köppe einschlagen?“), die Eltern streiten mit den Kindern. Der eine will das, der andere das, dem an-
deren schmeckt´s nicht. Herrje. Sightseeingideen werden sowieso komplett abgebügelt, nicht mal mit Eis ist irgendwer zu locken. Aber laaaangweilig ist es. Tja. Jetzt müssen sich wohl erstmal ­alle daran gewöhnen, wieder 24 Stunden am Tag miteinander zurechtzukommen.

TAG 4 – 7
Es hat sich eingeruckelt. Und oooh, da kommt ja auch die Sonne raus. War mir noch gar nicht aufgefallen. Und hach, ich hab ja sogar mal ein paar Seiten im Buch gelesen… Und boah, danke, dass es Streamingdienste gibt, die in der Mittagspause Hörspiele auf die Ohren unserer Kinder spielen. Und klar gern spiel ich danach ne Runde Boule oder Beachball mit dir, ich durfte ja schließlich vorher mal kurz liegen. Und wie lecker das Essen hier schmeckt. Und hey, der Job ist mir egal, ich les doch jetzt keine Emails mehr! Und was hab ich eigentlich für ne ­super Familie? So nett! Und so hübsch! Witzig ja sowieso. Boah, geht’s mir gut. Was für ein Traumurlaub!!!

ENTSPANNUNG
Wow, dieser Blick übers Meer oder über die ­Berge. Herrlich. Hab ich eigentlich alles, was ich brauche? Muss sich im Job etwas ändern? Wie läuft´s eigentlich in der Beziehung? Und brauchen die Kinder vielleicht doch mehr Hilfe bei den Schulaufgaben? Wie geht es eigentlich weiter, wenn die ­Eltern mal nicht mehr so können? Müssen irgendwelche Weichen neu gestellt werden? Endlich ist der Kopf so durchgelüftet, dass einem wieder größere Gedanken durch den Kopf wirbeln. Alle Schritte werden langsamer. Alle reden weniger. Alle denken mehr rum. Die Kinder werden „chilliger“. Auch so ein Gedankenkarussell kann anstrengend werden. Aber es ist sooo wichtig. Weil die Gedanken eben gedacht werden müssen.

ABREISE
Bitte nicht! Nicht jetzt schon! Neiiin, ich kann doch nicht jetzt schon wieder zurück in diesen vollgestopften Alltag. Ich mag keine Termine haben. Ich mag weiter ausschlafen. Ich mag in dieser Natur bleiben, mich weiter relaxen. Buuhuuuu. Kommt, ein letztes Mal an die Bucht. Ein letzter Wein am Strand. Ein Abschiednehmen von der Bergkuppe. Ob wir nicht doch vielleicht hierhin auswandern sollten? Dauerhaft hier sein? Weil es hier so schön ist?

ALLTAG
Zurück. Empfangen werden von Freunden und/oder
Familie. Die Post durchschauen. Nur die bunten Briefe öffnen.
Ach, war das ein herrlicher Urlaub. Gestritten? Wir? Wieso? Es war einfach wundervoll. Pure Entspannung. Ja, auch mit den Kindern. Schaut mal! Auf den Fotos heult keiner. Die Kinder drücken. Ach, das war schön, oder? Auswandern? Ach was, zu Hause ists ja auch schön. Durch die relaxte Brille geht das doch auch alles, die Kindertermine, die Elterntermine, der Alltag. Und ja sogar die Mails beantworten sich am ersten Montag leichter als zuvor. Wo können wir eigentlich als Nächstes hinfahren? Jeder Cent hat sich schließlich gelohnt. Und die Taucherbrille haben wir am Ende ja auch gar nicht gebraucht. .. 😉

Katja Roesgen