Vergleich auf Monitoren

Schluss mit den Vergleichen!

Woanders ist immer alles schön –

Mein Gesicht sieht auf dem Foto fröhlich aus, aber eigentlich bin ich doch grad nur müde. Meine Küche sieht bei Insta traumhaft aus, der Rest drumrum ist Chaos. Mein ­Strahlen auf Facebook ist eine Momentaufnahme, abends weine ich auch mal im Bett. Meine Job-Erfolgsmeldung auf Twitter wird gefeiert, während ich zu Hause die Fußnägel der ­Kinder kürze. Über dem Foto mit den Freundinnen liegt ein ­Filter, weil wir doch alle älter geworden sind. Dem Chatpartner ­sage ich „Gut“ auf seine Frage nach dem „Wie geht´s“, weil ich doch grad selbst nicht weiß, ob ich mich wohlfühlen soll. Das Kussfoto mit dem Partner auf Snapchat ist ein Versöhnungskuss, auch wenn die große Liebe druntersteht.

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Die Welt der anderen mag super aussehen. Doch das ist manchmal nur Fassade. Niemand ist doch ohne Zweifel. Allein ist jeder auch einmal. Es ist doch einfach so viel leichter, nur Freude zu zeigen statt Kummer und Wut. Siehst Du, auf dem Bild sehe ich ­happy aus, also muss ich`s auch sein. Vielleicht will sich jemand selbst das auch nur beweisen?

Ich kann euch versichern: Die anderen Kinder sind nicht alle lieber. Sie schlafen nicht alle durch. Sie schreiben nicht alle gute Noten. Sie lächeln und strahlen nicht den ganzen Tag. Sie spielen nicht stundenlang mit Playmo und küssen nicht dauernd das kleine Geschwister. Wir kochen doch alle nur mit Wasser. Und Herausforderungen, die gibt´s überall.
Es ist schön, sich das immer wieder vor Augen zu führen, wenn man in schwachen Momenten denkt, das Gras auf der anderen Seite sei doch immer viel grüner.

Katja Roesgen