Ein Netzwerk der Hilfe

Das Familienbüro im katholischen Familienzentrum Hochdahl.

„Wir haben Zeit für Sie! Wir hören gerne zu! Wir wissen, wer helfen kann!“ Unter diesem Leitspruch gründete sich am 1. August 2009 das katholische Familienzentrum der Pfarrgemeinde St.-Franziskus Hochdahl. Aufgegriffen wurde diese Idee von dem ehemaligen Hochdahler Pfarrer Christoph Hittmeyer. Gemeindereferentin Heidi Bauer, Johannes Hoffmann, Leiter des Familienbüros, und die drei Leiterinnen der katholischen Kindertagesstätten Jutta Block, Hildegard Bracht und Ilona Wieden entwickelten gemeinsam die bestehenden Kindertagesstätten zu einem Familienzentrum, das im Oktober 2010 schließlich auch staatlich anerkannt wurde. Und so setzt sich das Familienzentrum heute aus dem Familienbüro im Haus der Kirchen und den drei katholischen Kindertagesstätten in St. Franziskus, Roncalli und Heilig Geist zusammen.

Reagieren auf die Veränderung der Formen des familiären Lebens, Weiterentwicklung der bestehenden Tageseinrichtungen für Kinder und einfach da sein und helfen, wo Hilfe dringend von Nöten ist und Menschen sich allein gelassen fühlen. Diese Ziele waren einerseits Motivation für die Gründung des Familienzentrums und stehen andererseits bis heute im Mittelpunkt aller Tätigkeiten. Eltern und Familien müssen sich stets wachsenden Herausforderungen und neuen Problemen stellen, die nicht immer ganz allein bewältigt werden können.

An diesem Punkt setzt das Team des Familienzentrums an. Wie schon das Logo des Familienzentrums zu erkennen gibt, wird der Fokus auf die Vernetzung verschiedener Instanzen gelegt.

Die Zielsetzungen
Durch Beratung, Information und Vermittlung von Ansprechpartnern werden Familien über soziale Dienste und Einrichtungen in Erkrath unterrichtet. Durch Möglichkeiten der Begegnung und Begleitung sollen aber gleichzeitig Menschen verschiedener Altersgruppen und Herkünfte vernetzt werden. Ihnen wird die Möglichkeit geboten, einander kennen zu lernen und gemeinsam Gruppen mit regelmäßigen Treffen zu bilden. Schließlich hält das Zentrum als Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche, Eltern und Senioren Beratungs- und Unterstützungsangebote bereit, die unter anderem bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der Stärkung der familiären Kompetenzen, sowie der generellen Förderung der Familienbildung helfen sollen.

Die konkreten Angebote
Das Angebot des Familienbüros konzentriert sich zur Zeit auf sechs Kernbereiche. In Zusammenarbeit mit dem psychologischen Dienst Erkrath bietet das Familienbüro Beratung in Erziehungsfragen und der Familienberatung an. Peggy Hamann gibt in diesem Rahmen allgemeine Informationen zu Erziehung und Entwicklung, bietet aber gleichzeitig auch eine individuelle Erziehungs- und Familienberatung an. Grundschullehrerin und Legasthenie- und Dyskalkulietrainerin Ingeborg Schenker berät Schüler und Eltern bei Lese-, Rechtschreib- und Rechenschwierigkeiten, sowie bei Konzentrationsproblemen. Ein weiterer Kernbereich ist die Beratung in Rechtsfragen, wo der Jurist Gerd Lauterjung u.a. aus den Rechtsbereichen des Familien-, Sozial-, sowie des Strafrechts Unterstützung anbietet. In Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Integration und Migration des Caritasverbandes Mettmann bietet das Familienbüro des Weiteren eine Beratung für ausländische Mitbürger und Zuwanderer an. Alina Kossowski hilft dabei unter anderem bei der Vermittlung in einen Integrationskurs, bei sozialrechtlichen Ansprüchen, unterstützt bei der Arbeitssuche und der Suche nach anderen sozialen Diensten. Ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband Mettmann wird eine „Beratung rund ums Älterwerden und ums Altsein“ angeboten. Magret Sönnichsen, Monika Thöne und Gabriele Wolpers beschäftigen sich dabei mit Themen wie altengerechtes Wohnen, häusliche Versorgung, Geselligkeit, Gruppenaktivitäten, seniorengerechtes Reisen, Pflegeversicherung und Pflegeheim. Zuletzt versteht sich das Familienzentrum auch als Kontaktstelle für die Vermittlung von Babysittern. Zu diesem Zwecke liegt im Familienbüro eine Liste von Jugendlichen aus, die bereit sind, als Babysitter tätig zu sein. In festgesetzten Sprechstunden hören die Berater im Familienbüro im Haus der Kirchen zu und vermitteln Kontakte zu anderen Stellen, die möglicherweise helfen können.

Hilfe nah am Menschen Durch die Vielschichtigkeit der Angebote des Familienzentrums, die vielfältigen Kontaktmöglichkeiten und das Engagement der Berater konnte schon in vielen Fällen geholfen werden. Dass das Familienzentrum eine Beratungslücke schließt, zeigt der breite Anklang, den es findet. 200 Kontakte kamen alleine im Familienbüro, Haus der Kirchen, im Jahr 2010 zustande. Zwei von vielen Beispielen: Einer Migrantin wurde der Bezug von Harz IV durch die Arge gestrichen. Sie selbst verstand das Verfahren nicht, zumal ihr Mann arbeitsunfähig ist. Durch die Beratung des Familienzentrums konnte der Bescheid erläutert und Widerspruch eingelegt werden. Eine ältere Dame fragte um Rat, als sie erfuhr, dass der Vater der Familie, die sie betreute, nur nachts arbeitete und keinerlei Zuschläge für diese ungewöhnlichen Arbeitszeiten erhielt. Die Rechtsberatung empfahl daraufhin den Arbeitsvertrag zu überprüfen und bot selbst ihre Hilfe an.

Vernetzte Hilfsangebote
Die Kontakte, die das Familienzentrum regelmäßig herstellt, sind bunt gemischt: Neben externen Beratungsstellen und Einrichtungen erfährt es auch große Unterstützung in der Gemeinde selbst. Ein weiterer Partner des Familienbüros ist der Caritasverband Mettmann. Dieser unterstützt das Familienzentrum beispielsweise, wenn Angehörige von Demenzerkrankten um Hilfe und Beratung zu diesem Thema suchen. Auch helfen die Berater bei der Suche nach einem Pflegeheim. Auf den Entschluss einer Seniorin hin, ihren an Demenz erkrankten Mann aus dem Pflegeheim wieder zu Hause zu betreuen und ihn dort selbst zu pflegen, half das Familienzentrum erneut durch die Vermittlung an den Caritasverband. Gerade diese Fälle unterstreichen die Vernetzungs- und Vermittlungsfunktion, die das Familienbüro wahrnimmt. Auch einer alleinerziehenden Mutter, die sich und ihre Kinder mit Reinigungsarbeiten über Wasser hielt, konnte durch Mittel der Caritas geholfen werden, als vier Wochen vor Weihnachten ihr Herd unbrauchbar wurde. Ferner besteht eine enge Bindung zu der Jugendgruppe „JuKatuS“. Durch ihre Aktion „Armut ist nicht sichtbar“ unterstützten sie auch das Familienzentrum in einigen Fällen. So musste eine Mutter aufgrund der Trennung von ihrem Mann kurzfristig in eine eigene Wohnung ziehen. Es fehlte allerdings an Möbeln und Hilfe beim Umzug. JuKatuS kaufte aus den finanziellen Mitteln ihrer Aktion „Armut ist nicht sichtbar“ zwei Schreibtische für die Kinder, einen Stuhl, Staubsauger, Regale und einen Herd. Alle Gegenstände fehlten der Familie und waren zwingend erforderlich. Ferner packten acht Mitglieder der Jugendgruppe tatkräftig beim Umzug und dem Aufbau der Möbel in der neuen Wohnung mit an. Ein anderes Mal konnte einer alleinerziehenden Mutter und ihren Kindern aus den finanziellen Mitteln der Aktion „Armut ist nicht sichtbar“ geholfen werden. Aus Geldmangel konnte die Familie in den Ferien nicht wegfahren und musste daher in Hochdahl bleiben. Aus diesem Grund wurden Schwimmbadekarten für die Familie gekauft, deren Finanzierung von der JuKatuS Aktion übernommen wurde.

All diese Beispiele spiegeln den Erfolg der Arbeit des Familienbüros wieder. Sie zeigen, dass sich die Idee der Familienzentren heutzutage immer stärker durchsetzt und großen Anklang findet. Einfach da sein, wo Hilfe gebraucht wird! Und doch ist gerade dies nicht einfach, es erfordert viele helfende Hände und vor allem das Wissen, an wen man sich wenden kann. Genau diese Hilfe bietet das Familienbüro im Haus der Kirchen erfolgreich an und freut sich stets über neue helfende Hände.

Britta Hartmann